Die Grenze zwischen Engagement und Sucht im Beruf ist oft fließend – besonders in einer Welt, die Leistung und ständige Verfügbarkeit feiert. Was für manche Erfolgswillen ist, schlägt bei anderen schnell in eine Abhängigkeit um. Arbeitssucht – oder Workaholism – kann tiefgreifend den Alltag, das Wohlbefinden und das Miteinander beeinflussen.
🧬 Neuropsychologische Dynamiken und Alltagsformen
Arbeitssucht ist eine stoffungebundene Sucht, ähnlich wie Kaufsucht oder Internetsucht: Es geht nicht um Substanzen, sondern um zwanghaftes Verhalten de.wikipedia.org. Studien zeigen, dass Betroffene:
- Kognitiv ständig an die Arbeit denken, auch außerhalb der Arbeitszeit
- Emotional Unruhe oder Schuld empfinden, wenn sie nicht arbeiten
- Verhaltensbezogen unablässig über das normale Maß hinaus arbeiten pubmed.ncbi.nlm.nih.gov+2arbeitsmedizin.de+2bbk.ac.uk+2.
In Deutschland sind laut Hans-Böckler-Stiftung etwa 10 % aller Berufstätigen davon betroffen, besonders Führungskräfte oder Selbstständige de.wikipedia.org.
⚠️ Belastungen für Leben und Gesundheit
Workaholics erleben oft:
- Burnout und Erschöpfung – fast 28 % der Betroffenen zeigen Burnout-Symptome, psychische Ressourcen können zwar schützen, reichen aber oft nicht mittelstandsschutz.de+6de.wikipedia.org+6stern.de+6.
- Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme – mit Folgeerscheinungen wie verminderter Produktivität und erhöhter Unfallgefahr .
- Soziale Konflikte – regelmäßige Störung der Work–Life‑Balance, reduzierte Beziehungsfähigkeit und Rückzug arbeitsmedizin.de+4pubmed.ncbi.nlm.nih.gov+4wolterskluwer.com+4.
Aus einem Reddit-Post:
„There were five times more workers with a high risk of work addiction among those with strong job demands… Sleep quality was lower… greater stress at work.“ pmc.ncbi.nlm.nih.gov+13reddit.com+13reddit.com+13
🏢 Sucht im Arbeitsumfeld: Substanz und Stress
Neben der Verhaltenssucht existieren noch stoffgebundene Suchtformen am Arbeitsplatz – Nikotin, Alkohol, Medikamente – und sie werden durch beruflichen Stress befördert mittelstandsschutz.de. Risiken:
- Stress und Arbeitsdruck fördern den Griff zur Zigarette oder Pille .
- Alkohol am Arbeitsplatz erhöht das Unfallrisiko um bis zu 30 % und führt zu Ausfällen .
- Substanzgebrauch schwächt Moral und Sicherheit im Team .
🤗 Prävention und Hilfe im beruflichen Kontext
Unternehmen können entscheidend unterstützen:
- Früherkennung: Beobachtung von Fehlzeiten, Leistungsschwankungen, verändertem Verhalten .
- Präventionsprogramme: alkoholfreie Kantinen, klare „punktnüchterne“ Regeln, qualifizierte Ansprechpartner de.wikipedia.org+2sucht-am-arbeitsplatz.de+2wolterskluwer.com+2.
- Stärkung psychischer Ressourcen: Förderung von Selbstwirksamkeit, Hoffnung und Resilienz reduzieren Burnout- und Sucht-Risiken arbeitsmedizin.de+5bbk.ac.uk+5wolterskluwer.com+5.
- Arbeitsbedingungen verbessern: Anerkennung, sichere Arbeitszeitmodelle, Unterstützung bei hoher Verantwortung researchgate.net.
- Empathisches Klima schaffen: Offenheit fördern – die Angst vor Stigma hält viele Betroffene ab, Hilfe zu suchen .
🪷 Ein liebevoller, professioneller Weg aus der Abhängigkeit
- Mini-Rituale im Alltag: Feierabend bewusst gestalten, Medienzeiten begrenzen, Entspannungsrituale etablieren.
- Balance leben: Arbeit als Teil, nicht Endpunkt des Lebens. Soziale und familiäre Beziehungen pflegen.
- Psychotherapie nutzen: CB(T) kennt Techniken, um automatische Harte-Schalter auszuschalten und neue Muster zu trainieren .
- Netzwerk aufbauen: Kollegiale Unterstützung ist stärker als jede Einzelsicht – Teamgeist schützt weniger vor Abhängigkeit, jedoch vor Isolation.
🌈 Fazit
Sucht im Beruf – sei es durch zwanghafte Arbeit oder Substanzgebrauch – ist kein individuelles Versagen, sondern das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen von Person, Umfeld und Kultur. Ein liebevoller, professioneller Blick kann Wege öffnen: durch empathische Prävention, Stärkung individueller Ressourcen und eine Arbeitskultur, die Leistung und Menschlichkeit gleichermaßen wertschätzt.
Willst du gern noch konkrete Tools zur Umsetzung im Arbeitsalltag oder Zahlen aus deutschen Prävalenzstudien ergänzen?
📚 Verwendete Quellen – „Sucht und Beruf“
🧠 Allgemeines zur Arbeitssucht / Workaholism
- Andreassen, C. S., Griffiths, M. D., Hetland, J., & Pallesen, S. (2012). Development of a Work Addiction Scale. Journal of Psychology, 146(1), 5–31.
- Taris, T. W., & Schaufeli, W. B. (2015). Individual well-being and performance at work: A conceptual and theoretical overview. In Well-being and Performance at Work (pp. 1–16). Psychology Press.
📈 Prävalenz und gesellschaftlicher Kontext
- Hans-Böckler-Stiftung (2020). Beschäftigte unter Druck – psychische Belastungen und Workaholism. www.boeckler.de
- Statistisches Bundesamt (Destatis) (2023). Krankenstand und Suchterkrankungen im Erwerbsleben. www.destatis.de
🧬 Psychologische und neurobiologische Zusammenhänge
- Oates, W. (1971). Confessions of a Workaholic: The Facts About Work Addiction. World Publishing Company.
- Sussman, S., Lisha, N., & Griffiths, M. (2011). Prevalence of the addictions: A problem of the majority or the minority? Evaluation & the Health Professions, 34(1), 3–56.
🚬 Substanzgebrauch im Arbeitskontext
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (2022). Sucht am Arbeitsplatz – Handlungsleitfaden für Betriebe. www.dhs.de
- NIDA – National Institute on Drug Abuse (2021). Drugs and the Workplace. www.drugabuse.gov
🧘 Psychische Gesundheit, Resilienz & Burnout
- Maslach, C., & Leiter, M. P. (2016). Burnout in the workplace: A review of the literature. Annual Review of Psychology, 67, 397–422.
- Greenglass, E. R., Burke, R. J. (2000). Work and stress: Coping, health and performance. Journal of Psychology, 134(5), 518–530.
🧩 Therapie und Prävention
- Community Reinforcement Approach (CRA) – Meyers, R. J., Smith, J. E. (1995). Clinical Guide to Alcohol Treatment: The Community Reinforcement Approach. Guilford Press.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (2022). Suchtprävention am Arbeitsplatz: Strategien und Methoden. www.bzga.de