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Bildungsbiografien reloaded: Wie lebenslange Bildung individuelle Entwicklungen prägt

BILDUNG, Erwachsenenbildung
13. Juni 2025
admin

Biografieforschung und subjektorientierte Bildungsprozesse

1. Einleitung: Bildungsbiografien im Wandel

Die Bildungsbiografie eines Individuums stellt einen zentralen Bestandteil seiner persönlichen Entwicklung dar. In einer Gesellschaft, die zunehmend von schnellen Veränderungen und Unsicherheiten geprägt ist, gewinnt die Fähigkeit, lebenslang zu lernen und sich an neue Bedingungen anzupassen, an Bedeutung. Dieser Essay untersucht, wie lebenslange Bildung individuelle Bildungsbiografien beeinflusst und welche theoretischen und empirischen Perspektiven dabei eine Rolle spielen.


2. Theoretische Grundlagen der Biografieforschung

2.1 Biografizität als Konzept

Peter Alheit prägte den Begriff der „Biographizität“, um die Fähigkeit von Individuen zu beschreiben, eigene Erfahrungen an neue gesellschaftliche Herausforderungen anzupassen und kreative Lösungen zu entwickeln. Dieser Ansatz betont die Wechselwirkung zwischen individuellen Lernprozessen und sozialen Kontexten. Bildung wird dabei als ein lebenslanger Prozess verstanden, der nicht nur in formalen Bildungseinrichtungen stattfindet, sondern auch in informellen und non-formalen Kontexten. de.wikipedia.org

2.2 Subjektorientierte Bildungsprozesse

Die subjektorientierte Perspektive in der Bildungsforschung legt den Fokus auf die individuellen Erfahrungen und Sinnkonstruktionen der Lernenden. Biografieforschung nutzt narrative Methoden, um die subjektiven Bedeutungen von Bildungsprozessen zu erfassen. Dabei werden Lebensgeschichten als Ausdruck individueller Identitätsentwicklung und als Reaktion auf gesellschaftliche Bedingungen verstanden.


3. Lebenslanges Lernen als biografische Herausforderung

3.1 Bildungsprozesse im Lebensverlauf

Lebenslanges Lernen wird zunehmend als notwendige Voraussetzung für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung betrachtet. Es umfasst sowohl formale Bildungsangebote als auch informelle Lernprozesse, die in verschiedenen Lebensphasen stattfinden. Das Nationale Bildungspanel (NEPS) untersucht beispielsweise die Kompetenzentwicklungen und Bildungsverläufe von über 70.000 Teilnehmenden über die gesamte Lebensspanne hinweg. dipf.de+2de.wikipedia.org+2kindergartenpaedagogik.de+2de.wikipedia.org

3.2 Die Rolle von Andragogik und transformativem Lernen

Die Andragogik, die sich mit der Erziehung Erwachsener beschäftigt, betont die Bedeutung von Selbstbestimmung und Praxisorientierung im Lernprozess. Malcolm Knowles identifizierte Prinzipien wie die Relevanz des Lernstoffs und die Nutzung von Erfahrungen der Lernenden. Die transformative Lerntheorie von Jack Mezirow beschreibt, wie Lernende ihre Perspektiven durch kritische Reflexion verändern können. das-wissen.de


4. Empirische Befunde und Perspektiven

4.1 Studien und Forschungsprojekte

Empirische Studien zeigen, dass Bildungsbiografien stark von sozialen Faktoren wie dem Bildungshintergrund der Eltern und dem sozioökonomischen Status beeinflusst werden. Der Nationale Bildungsbericht 2022 stellte fest, dass der Ausbildungserfolg maßgeblich von diesen Faktoren abhängt. deutsches-schulportal.de

4.2 Einflussfaktoren auf Bildungsbiografien

Neben sozialen Faktoren spielen auch individuelle Merkmale wie Motivation, Selbstwirksamkeit und die Fähigkeit zur Selbstreflexion eine Rolle. Bildungsbiografien sind daher nicht nur das Ergebnis äußerer Bedingungen, sondern auch Ausdruck individueller Handlungsfähigkeit und Identitätsentwicklung.


5. Fazit: Bildungsbiografien als Schlüssel zur individuellen Entwicklung

Lebenslange Bildung prägt Bildungsbiografien, indem sie Individuen ermöglicht, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und auf Veränderungen zu reagieren. Die biografische Perspektive in der Bildungsforschung bietet wertvolle Einsichten in die komplexen Wechselwirkungen zwischen individuellen Lernprozessen und sozialen Kontexten. Zukünftige Bildungsforschung sollte diese Perspektive weiter vertiefen, um Bildungsprozesse besser zu verstehen und zu gestalten.


Literaturverzeichnis

  • Alheit, P. (2008). Biographizität und lebenslanges Lernen: Ein sozialwissenschaftlicher Ansatz. In: Hof, C., & Kade, J. (Hrsg.), Verzeitlichte Bildungsgestalten: Subjektbildung im Kontext des Lebenslangen Lernens. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Markert, J. (2019). Biografische Selbstreflexion in der Lehramtsausbildung: Erarbeitung der eigenen Bildungsbiografie mittels der systemischen Methode des Lebensfluss-Modells. HiBiFo – Haushalt in Bildung & Forschung, 8(4), 118–132. https://doi.org/10.3224/hibifo.v8i4.08
  • Schütze, F. (1992). Die Technik biographisch-narrativer Interviews. In: K. F. Riegel, W. Schröer & G. G. Schiepek (Hrsg.), Qualitative Sozialforschung: Konzepte, Methoden, Analysen. Opladen: Westdeutscher Verlag.
  • Wikipedia: Nationales Bildungspanel. https://de.wikipedia.org/wiki/Nationales_Bildungspanel
  • Wikipedia: Biographisch-narrative Gesprächsführung. https://de.wikipedia.org/wiki/Biographisch-narrative_Gespr%C3%A4chsf%C3%BChrung
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