1. Haut-zu-Haut-Kontakt intensiv erleben

Wie: Lege dein Neugeborenes direkt nach der Geburt auf deine nackte Brust, bedecke es mit einer warmen Decke und bleibt so viel wie möglich ohne Kleidung dazwischen.
Warum: Haut-zu-Haut-Kontakt stimuliert die Oxytocin-Freisetzung und beruhigt sowohl Mutter als auch Kind. Es stabilisiert die Körpertemperatur und reguliert Herzschlag und Atmung des Babys.
Impuls: Spüre bewusst die Wärme und das sanfte Atmen deines Babys auf deiner Haut. Lass deine Hände ganz sanft seine kleinen Füße, Arme oder den Kopf berühren.


2. Bewusstes Atmen

Wie: Setze oder lege dich bequem hin und konzentriere dich auf deinen Atem. Atme langsam und tief durch die Nase ein, halte kurz inne und atme ebenso langsam durch den Mund aus.
Warum: Tiefes, ruhiges Atmen fördert die Ausschüttung von Oxytocin und hilft, in einen entspannten, offenen Zustand zu kommen. Es kann auch helfen, die intensive Anspannung und Erschöpfung nach der Geburt zu mildern.
Impuls: Verbinde dich mit deinem Körper und deinem Baby. Visualisiere, wie mit jedem Atemzug Liebe und Ruhe in dich und dein Baby fließen.


3. Sanfte Berührung und Streicheln

Wie: Verwöhne dich und dein Baby mit sanften, langsamen Berührungen – streichle z.B. behutsam den Rücken oder die Arme deines Babys. Gleichzeitig kannst du auch deine eigene Hand über deine Brust oder deinen Bauch legen.
Warum: Berührung aktiviert beruhigende Nervenzellen (C-taktilen Fasern), die Oxytocin freisetzen und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit verstärken.
Impuls: Genieße die Zärtlichkeit, die du deinem Baby und dir schenkst. Spüre, wie jede Berührung die Verbindung zueinander stärkt.


4. Blickkontakt halten

Wie: Schaue deinem Neugeborenen liebevoll in die Augen, ohne zu blinzeln oder wegzuschauen. Du kannst auch leise mit ihm sprechen oder summen.
Warum: Blickkontakt fördert die Freisetzung von Oxytocin und stärkt die emotionale Bindung. Es aktiviert im Gehirn der Mutter und des Babys die Bereiche, die für soziale Bindung zuständig sind.
Impuls: Fühle dich verbunden und präsent. Erkenne die Einzigartigkeit deines Babys und schenke ihm deine volle Aufmerksamkeit.


5. Sanfte Beruhigende Worte und Stimme

Wie: Sprich leise, liebevoll und beruhigend mit deinem Baby oder singe ein einfaches Lied. Dein vertrauter Klang wird von deinem Baby als tröstlich wahrgenommen.
Warum: Die Stimme der Mutter reguliert den Herzschlag des Babys und stärkt das Sicherheitsgefühl. Sie unterstützt die emotionale Entwicklung und den Aufbau der Bindung.
Impuls: Lass deine Stimme zu einer sanften Brücke zwischen euch werden – ein Zeichen von Liebe und Schutz.


6. Dankbarkeitsritual

Wie: Nimm dir einen Moment Zeit, um innerlich Dankbarkeit für dein Baby, deinen Körper und die Geburt auszudrücken. Dies kann auch laut gesprochen oder in Gedanken geschehen.
Warum: Dankbarkeit fördert positive Gefühle, unterstützt das Belohnungssystem im Gehirn und stärkt das psychische Wohlbefinden.
Impuls: Atme tief ein, lächle dich selbst an und fühle die Liebe, die du trägst.


Ergänzende Tipps

  • Bitte das Geburts-Team, die Zeit der ersten Stunde möglichst ungestört zu lassen, um eine ruhige Atmosphäre zu bewahren.
  • Vermeide hektische Bewegungen oder laute Geräusche. Die Ruhe hilft dir und deinem Baby, sich zu synchronisieren.
  • Wenn möglich, bleibe so lange Haut-zu-Haut wie möglich, idealerweise mindestens eine Stunde oder länger.

Wissenschaftliche Hintergründe zu den Übungen

Die Haut-zu-Haut-Kontakt-Phase ist wissenschaftlich gut belegt als wirksamer Stimulus für die Oxytocin-Freisetzung (Moore et al., 2016; Uvnas-Moberg, 1998). Atemtechniken können Stress reduzieren und das parasympathische Nervensystem aktivieren, was ebenfalls die Oxytocinproduktion fördert (Field, 2014). Sanfte Berührungen aktivieren C-taktile Fasern, die beruhigend wirken und das emotionale Wohlbefinden steigern (McGlone et al., 2014). Blickkontakt und Stimme sind essenzielle soziale Signale, die im präfrontalen Cortex die Bindungshormone anregen (Rilling & Young, 2014).


Literatur und Quellen

  • Field, T. (2014). Oxytocin and social affiliation in humans. Hormones and Behavior, 61(3), 380-391.
  • McGlone, F., Wessberg, J., & Olausson, H. (2014). Discriminative and affective touch: sensing and feeling. Neuron, 82(4), 737-755.
  • Moore, E. R., Anderson, G. C., Bergman, N., & Dowswell, T. (2016). Early skin-to-skin contact for mothers and their healthy newborn infants. Cochrane Database of Systematic Reviews, 11, CD003519.
  • Rilling, J. K., & Young, L. J. (2014). The biology of mammalian parenting and its effect on offspring social development. Science, 345(6198), 771-776.
  • Uvnas-Moberg, K. (1998). Oxytocin may mediate the benefits of positive social interaction and emotions. Psychoneuroendocrinology, 23(8), 819-835.