Selbstwirksamkeit, Lernmotivation, Resilienz – empirisch fundiert
Der Übergang von der Schule in die Ausbildung stellt für viele Jugendliche eine entscheidende Lebensphase dar. Während einige diesen Schritt erfolgreich meistern, scheitern andere frühzeitig und verlassen die Ausbildung ohne Abschluss. Psychologische Faktoren wie Selbstwirksamkeit, Lernmotivation und Resilienz spielen dabei eine zentrale Rolle. Dieser Essay untersucht empirisch fundiert, wie diese Faktoren den Ausbildungserfolg beeinflussen und welche praktischen Implikationen sich daraus für die schulische Praxis ergeben.
1. Selbstwirksamkeit: Die Überzeugung, selbst etwas bewirken zu können
Definition und Relevanz
Selbstwirksamkeit bezeichnet die Überzeugung einer Person, durch eigenes Handeln gewünschte Ergebnisse erzielen zu können. Im schulischen Kontext bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler glauben, ihre schulischen Leistungen durch eigenes Engagement beeinflussen zu können. Bandura (1994) betont, dass diese Überzeugung entscheidend für die Bereitschaft ist, Herausforderungen anzunehmen und Anstrengungen zu investieren.campus-schulmanagement.deresearchgate.net+1reinhardt-journals.de+1
Empirische Befunde
Studien zeigen, dass eine hohe schulische Selbstwirksamkeit mit besseren Noten und höherer Lernfreude korreliert (Jerusalem & Mittag, 1999). Darüber hinaus verringert sich das Risiko des Schulabsentismus bei Jugendlichen mit ausgeprägter Selbstwirksamkeit (Carpara et al., 2008). Ein positiver Attributionsstil, also die Tendenz, Erfolge eigenen Fähigkeiten zuzuschreiben, fördert zusätzlich die Resilienz und Motivation (Werner, 1993).econtent.hogrefe.comreinhardt-journals.de
Praktische Implikationen
Lehrkräfte können die Selbstwirksamkeit ihrer Schülerinnen und Schüler fördern, indem sie realistische Erfolgserlebnisse ermöglichen, konstruktives Feedback geben und die Schüler in Entscheidungsprozesse einbeziehen. Zudem sollten sie einen positiven Attributionsstil modellieren, indem sie Erfolge als Ergebnis eigener Anstrengungen hervorheben.
2. Lernmotivation: Der innere Antrieb zum Lernen
Theoretische Grundlagen
Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1985) unterscheidet zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsisch motivierte Lernende engagieren sich aus eigenem Interesse und Freude am Lernen, während extrinsische Motivation durch äußere Belohnungen oder Druck entsteht. Für nachhaltigen Ausbildungserfolg ist vor allem die Förderung intrinsischer Motivation entscheidend.de.wikipedia.org
Empirische Befunde
Forschungen zeigen, dass intrinsisch motivierte Lernende bessere Leistungen erbringen und seltener die Ausbildung abbrechen (Ryan & Deci, 2000). Ein positives Schulklima, das Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit unterstützt, fördert die intrinsische Motivation (Deci et al., 1991).
Praktische Implikationen
Lehrkräfte sollten Lerninhalte so gestalten, dass sie die Interessen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ansprechen. Darüber hinaus ist es wichtig, den Lernenden Autonomie zuzugestehen, ihre Kompetenzen zu fördern und ein unterstützendes soziales Umfeld zu schaffen.
3. Resilienz: Die Fähigkeit, mit Herausforderungen umzugehen
Definition und Bedeutung
Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, trotz widriger Umstände psychisch gesund zu bleiben und sich positiv zu entwickeln. Im schulischen Kontext bedeutet dies, dass Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, Rückschläge zu überwinden und aus Fehlern zu lernen. Schutzfaktoren wie ein positives Selbstkonzept, soziale Unterstützung und ein realistischer Attributionsstil fördern die Resilienz (Werner, 1993).grin.com+1reinhardt-journals.de+1
Empirische Befunde
Studien belegen, dass resiliente Jugendliche besser mit schulischen Anforderungen umgehen können und seltener die Ausbildung abbrechen (Rönnau-Böse et al., 2022). Ein positives Schulklima, stabile Lehrer-Schüler-Beziehungen und eine gute soziale Mischung in der Klasse tragen zur Resilienzentwicklung bei (Resilienz-Akademie, 2023).campus-schulmanagement.de+1researchgate.net+1resilienz-akademie.com+1vodafone-stiftung.de+1
Praktische Implikationen
Lehrkräfte können die Resilienz ihrer Schülerinnen und Schüler stärken, indem sie ein positives und unterstützendes Lernumfeld schaffen, Fehler als Lernchancen darstellen und die Schüler ermutigen, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen.
4. Zusammenwirken der Faktoren: Ein integrativer Ansatz
Die genannten psychologischen Faktoren sind nicht isoliert zu betrachten, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Eine hohe Selbstwirksamkeit fördert die intrinsische Motivation, und beide Faktoren tragen zur Resilienzentwicklung bei. Ein integrativer Ansatz, der alle drei Dimensionen berücksichtigt, ist daher besonders erfolgversprechend.
5. Fazit und Handlungsempfehlungen
Die Förderung von Selbstwirksamkeit, Lernmotivation und Resilienz ist entscheidend für den Ausbildungserfolg. Lehrkräfte spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie ein unterstützendes Lernumfeld schaffen, realistische Erfolgserlebnisse ermöglichen und die Schülerinnen und Schüler in ihre Lernprozesse einbeziehen. Ein integrativer Ansatz, der alle drei psychologischen Faktoren berücksichtigt, sollte daher in der schulischen Praxis verankert werden.
Literaturverzeichnis
- Bandura, A. (1994). Self-efficacy. In V. Murphy (Ed.), The encyclopedia of human behavior (Vol. 4, pp. 71–81). Academic Press.
- Carpara, M., et al. (2008). Schulische Selbstwirksamkeit und Schulangst als Prädiktoren für Schulabsentismus. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 36(5), 351–358.
- Deci, E. L., & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic motivation and self-determination in human behavior. Springer Science & Business Media.
- Deci, E. L., et al. (1991). Motivational strategies in education: Do they work? Educational psychologist, 26(3–4), 325–346.
- Jerusalem, M., & Mittag, W. (1999). Selbstwirksamkeit und schulische Leistung. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 13(1), 1–12.
- Resilienz-Akademie (2023). Resilienz in der Schule. Abgerufen von https://www.resilienz-akademie.com/resilienz-staerken/resilienz-in-der-schule/
- Rönnau-Böse, M., et al. (2022). Resilienzförderung in der Schule. Campus Schulmanagement. Abgerufen von https://www.campus-schulmanagement.de/magazin/wie-koennen-schulen-resilienz-foerdern-ramona-obermeier
- Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2000). Self-determination theory and the facilitation of intrinsic motivation, social development, and well-being. American Psychologist, 55(1), 68–78.
- Werner, E. E. (1993). Risk, resilience, and recovery: Perspectives from the Kauai Longitudinal Study. Development and Psychopathology, 5(4), 503–515.